Um junge Menschen für die Kirche und den Glauben zu interessieren, hat sich die Pfarrgemeinschaft Lappersdorf-Kareth ein Instagram-Profil eingerichtet

Kirche kommt ins Wohnzimmer

LAPPERSDORF (mgs/sm) – Wenn es seine Zeit erlaubt, dann hat Marvin Schwedler nach dem Morgengebet ein Ritual: „Ich schaue erst mal in mein Instagram-Profil, um zu sehen, was es Neues in meinem Netzwerk gibt“, sagt der 29-Jährige, der seit vergangenem Dezember als Diakon in der Pfarrgemeinschaft Lappersdorf-Kareth eingesetzt ist. Schwedler ist bei Instagram mit vielen Freunden verbunden und hält so mit ihnen Kontakt. Ähnlich läuft es laut Schätzungen bei etwa 70 Prozent der Jugendlichen. „Wenn in den Sozialen Medien viele junge Leute sind, muss Kirche auch dort sein“, findet Schwedler und sieht hier eine Chance, eine Zielgruppe zu erreichen, die kaum mehr Gottesdienste besucht. „Mit Instagram bringen wir die Kirche ins Wohnzimmer vieler junger Leute.“  

Von seiner Sicht konnte er auch Pfarrer Alexander Huber überzeugen und schnell war der Instagram-Kanal für die Pfarrgemeinschaft erstellt. Huber hat privat zwar ein Instagram-Profil, wäre aber nicht darauf gekommen, einen Kanal für die Gemeinde anzulegen. „Wir probieren das aus“, sagt er und verlässt sich auf den jungen Diakon, der Erfahrungen in diesem Bereich vorweisen kann. Die Schulung von digitalen Kompetenzen sind seit einigen Jahren Bestandteil der Ausbildung junger katholischer Geistlicher. Schwedler hat hier bereits für das Priesterseminar in Regensburg Instagram-Inhalte erstellt. Bis vor kurzer Zeit war er in der Gemeinde St. Josef in Weiden im Einsatz und hat bereits in dieser Gemeinde für Instagram-Präsenz gesorgt. „Das kam gut an“, sagt er. Im September kam er nun als Praktikant nach Lappersdorf und hat gemeinsam mit Pfarrer Huber erste Inhalte für das Gemeinde-Profil erstellt, das unter dem Namen „Kirchelappersdorf“ zu finden ist.

Immer öfter sollen nun auf Pfarrer Alexander Huber vor dem Altar Kameras gerichtet sein. Marvin Schwedler dreht die Beiträge mit der Videofunktion einer Fotokamera und mit dem Handy. Zudem werden auf Instagram Fotos mit Texten gepostet, so der Plan. „Wenn wir damit jüngere Menschen zum Nachdenken über Gott und ihren Glauben bewegen können, dann ist schon viel erreicht.“ Die ersten 150 Follower konnten sie bereits gewinnen, und es werden stetig mehr. In regelmäßigen Abständen sollen nun Beiträge erscheinen, in denen über das Gemeindeleben berichtet wird, Termine verbreitet werden und Wissen rund um kirchliche Rituale vermittelt wird.  

Was bedeuten die Begriffe Taufe, Kommunion, Firmung und Krankensalbung? „Viele jüngere Menschen können damit nichts mehr anfangen“, sagt Schwedler. Durch kurze Beiträge in den Sozialen Medien will er junge Menschen mit der Kirche vertraut machen und dabei gerade die Menschen ansprechen, die eher nicht im Gottesdienst anzutreffen sind. Anhand der abrufbaren Statistik kann er sehen, wie oft ein Beitrag angesehen wurde, und so einschätzen, was auf Interesse stößt. Auf Facebook hat die Gemeinde schon länger ein eigenes Profil und teilt dort Informationen. „Die jungen Leute sind aber eher bei Instagram“, erklärt Schwedler.  

Dass die jungen Leute animiert durch das Instagram-Profil verstärkt den Gottesdienst besuchen, glauben die beiden Geistlichen jedoch nicht. „Sie bekommen so aber mit, was in der Gemeinde läuft, und vielleicht ist doch einmal ein Angebot für sie dabei“, sagt Huber. Bisher wurden die Termine vorwiegend über das Gemeindeblatt und den Pfarrbrief sowie die Homepage der Pfarrei verbreitet. „Das erreicht jüngere Gemeindemitglieder nicht“, sagt Schwedler. 

Vor die Kamera soll nicht nur Pfarrer Huber treten, sondern der Diakon möchte auch selbst Beiträge gestalten. Geplant ist auch, andere Gemeindemitglieder einzubinden, sofern sie dazu Lust haben und sich filmen lassen wollen. Angst vor einem Shitstorm, also vor abwertenden oder feindseligen Kommentaren auf der Plattform, haben Pfarrer Huber und Diakon Schwedler nicht. „Jesus musste auch viel aushalten“, erklären sie unisono. Damit müsse man leben können. „Unsere Motivation ist der Glaube.“ Marvin Schwedler ist nun zunächst für ein halbes Jahr als Diakon in der Gemeinde eingesetzt. Diesen Zeitraum sieht Pfarrer Huber als Testphase an: „Falls das Angebot gut ankommt, wird sich jemand finden, der weitermacht.“

10.01.2024 - Bistum Regensburg , Christ